Preisträger BDA Preis Bayern 2016

Stille Örtchen Golfclub Lauterhofen

Lauterhofen, Oberpfalz

Stille Örtchen Golfclub Lauterhofen

Lauterhofen, Oberpfalz
Projekt
Stille Örtchen Golfclub Lauterhofen
Architekt
Berschneider + Berschneider Architekten BDA + Innenarchitekten
Bauherr
Golfclub Lauterhofen e.V.

Kleine Architektur-Stationen zwischen den Bahnen. Mit ökologischen Naturprodukten direkt aus dem Ort, gebaut ganz im Sinne von Golf & Natur, einer Philosophie mit der sich der Club seit Jahrzehnten für Fauna und Flora engagiert. Ein Toilettenhäuschen aus alten Stahlplatten, mit dem Schweißbrenner bearbeitet, Öffnungen heraus geschnitten. Als Architektur Skulptur neben einer Schutzhütte. Strohballen aus den Feldern des Golfclubs lieferten das Material für die Außenwände dieser Schutzhütte. Der nach traditioneller Zimmermannskunst gebaute offene Dachstuhl ergänzt das urige Ambiente in der Strohhütte. Ein anderes Örtchen aus traditionellem Stampfbeton, Naturstein des Bodens aus dem Aushub, die Tür aus einem gefällten Baum. Ein weiteres aus Schnittholz einer Entbuschungsaktion. Alles kleine Architektur Schmankerl, Alternativen zu den Plastikhäuschen andernorts, die sich harmonisch in die Landschaft des Oberpfälzer Jura einfügen.

Preisträger

BDA Preis Bayern 2016 – Besondere Bauten

Beurteilung der Jury:
Architekten zeigen mit großer Begeisterung ihre Toiletten. Gemäß des berühmten Spruchs, ein Architekt müsse nur wissen, wo die WCs hin sollen, und dann entwickelt sich jedes Gebäude von alleine, haben die Sanitäranlagen offensichtlich zentrale Bedeutung für die Baukultur. Stolz wurden mir blutrote, orange, giftgrüne und zitronengelbe Klos präsentiert, besondere Lagen neben einer Felswand oder besondere Öffnungsmechanismen, die den Benutzer vor ein Rätsel stellen. Und kaum ein Büro ließ es sich nehmen, originelle Icons für die Unterscheidung von Herren-, Damen- und Behindertentoilette zu entwerfen.
Aber getoppt wurde dieser Running Gag der Stillen Örtchen von den Follies, in denen auf dem Golfplatz Lauterhofen ausgetreten wird. Es ist der Verein von Johannes Berschneider, den man hier nur freundlich „Berschi“ nennt, und der Architekt hat gemeinsam mit seinen Abschlag-Kumpels die Shit-Holes auf dem Gelände durch Sanitärskulpturen ersetzt, bei deren Benutzung niemand gelangweilt auf sein Handy starren muss. Mit wackelig geschnittenen und verschweißten Stahlplatten, die Berschneider in einem Steinbruch liegen sah, mit Schichtbeton, den seine Golfclique mit alten Schlägern gestampft hat, und mit dem Schnittholz einer Entbuchungsaktion wurden drei Toilettenhäuschen errichtet, die man eher auf der documenta erwarten würde als auf einem Grün für den feinen Reichensport.
Aber zu dem Naturgolfplatz Lauterhofen, wo es Streuobstwiesen, ein Insektenhotel und Heidschnucken für die Platzpflege gibt, passen diese lustigen Bastelklos perfekt. Und sie bieten echte Zusatzfeatures. Eine große spiegelnde Übereckverglasung erlaubt in der Betonhütte den Blick von der Klobrille über das ganze Tal, ebenso wie im Holz-Gabinetti, wo ein Sehschlitz in Sitzhöhe Fernsicht gewährt. Und im Schweißerhäuschen ist der besondere Clou eine rote Betonmischmaschine als Handwaschbecken. Dazu wurde aus Heuballen vom benachbarten Feld auch noch eine Schutzhütte gebaut.
Auf dem Course durch die bayrischen Toiletten-Greens waren diese Holes definitiv ein Triple Eagle.

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